Bei den Dreharbeiten zum elften Flussabend erwischte uns ein übler Schneesturm auf der Moldau in Prag. Vor der Karlsbrücke mimte Peter Bause den sagenhaften Wassermann, der die Seelen der Ertrunkenen sammelt.
Zum Europäischen Badetag 2007 wurden Badestellen eingerichtet in Prag und einem dutzend anderen Moldau-Orten, in Decin, Usti nad Labem, Pardubice, Kolin nad Labem u.v.a..
Die Boheme des 19. Jahrhunderts war ganz und gar nicht so badelustig wie heutige Zeitgenossen. Das erste öffentliche Freibad in der Moldau unterstand dem Militär und erlangte zweifelhafte Berühmtheit durch ein viel diskutiertes Unglück. Als der berühmte Fürst Rohan im Jahr 1846 seinen Truppen einen mutigen Sprung ins Wasser demonstrieren wollte, ertrank er. Nicht zuletzt damit erklären Historiker die anfängliche Verachtung der feinen Prager Gesellschaft für den Schwimmsport. Frauen sorgten als Schwimmerinnen in der Moldau immer wieder für Skandale. Eine junge Adlige – ereiferte sich die Presse damals – war von ihren englischen Eltern gezwungen worden, in der Moldau das Schwimmen zu erlernen.
Erst einer Gruppe junger Ärzte und der Schriftstellerin Bozena Nemcova gelang es schließlich, den Schwimmsport in der Prager Moldau zu rehabilitieren.
In Tschechien gelten sie als die härtesten Wassersportler überhaupt. Selbst wenn Teile des Flusses mit Eis bedeckt sind, finden sie noch ein Eisloch, um ihrem Lieblingssport zu frönen. Inspiriert von finnischen und russischen „Walrössern“ sind sie die einzigen in der EU, die ihr Hobby auch in der gefährlichen Flussströmung pflegen.
Jeder Europäer kennt wohl Smetanas Komposition „Die Moldau“, den bekanntesten Teil aus dem Zyklus „Mein Vaterland“, in dem der Künstler den einzigartigen Moldau-Trog verewigte mit seinen ungebändigten Teufelsströmen zwischen Lipno und Vissy Brod und sich von der alten Kulturlandschaft am Fluss lustvoll inspirieren ließ.
Smetana verweilte tagelang an den Moldau-Ufern, pflegte mit dem Fluss zu sprechen und gelegentlich ein erfrischendes Bad zu nehmen.
Übersetzt bedeutet „Moldau“ soviel wie wildes, heftiges Wasser. Der tschechische Name Vltava leitet sich aus dem germanischen Wilthahwa ab. Ein Zeichen, dass unsere Vorfahren der Wucht des Wassers größten Respekt zollten. Weder die alten Germanen noch die alten Tschechen trauten sich, im Fluss zu schwimmen – sie waren überwiegend Nichtschwimmer. Die deutsche Bezeichnung Moldau wurde aus der tschechischen Sprache des 13. Jahrhunderts übernommen – zuerst Möltaua.