Das Artabana-Krankenkassen-Modell

Feature MDR FIGARO 28.03.2015

Eine Krankenkasse solidarisch, individuell und regional organisieren – geht das? Auf Gegenseitigkeit und Vertrauensbasis, ohne Staat? Ja! Gab es vor neun Jahren in Leipzig erst eine Artabana-Gruppe, sind es heute schon 13. Wer das erste Mal von „Artabana“ hört, reagiert ungläubig. Ein Leben ohne richtige Krankenversicherung? Geht das? Artabana ist eine Solidargemeinschaft, gegründet vor dreißig Jahren in der Schweiz, in Deutschland aktiv seit 1999. Derzeit existieren 250 Gruppen mit mehr als 2.100 Mitgliedern, viele in Ostdeutschland, „wo der solidarische Gedanke noch verwurzelt ist“, sagt Felicitas Gerull von Artabana Deutschland.

Artabanis zahlen einen frei gewählten Beitrag in die Solidarkasse ihrer Gruppe und schwören ganz altmodisch, einander im Krankheitsfall beizustehen. Die Grundsätze sind: Solidarität, Eigenverantwortung und Vertrauen im Sinne des uralten Knappschaftsgedankens, der seine Wurzeln im Bergbau des Erzgebirges hat. Aber wie reagiert der Staat mit der Sozialversicherungspflicht auf diese alternative Krankenkasse? Arbeitsagenturen, die ihren Klienten den Beitrag zu dieser alternativen Krankenkasse verweigern, sind nur eine der Herausforderungen, mit denen sich die Artabanis beschäftigen müssen. Die Autorin Heidi Mühlenberg versucht am Beispiel einer sächsischen Gruppe herauszufinden, ob das Prinzip der Solidargemeinschaft eine tatsächliche Alternative zu den herkömmlichen Krankenkassen ist.

Der Name „Artabana“ geht übrigens auf die biblische Geschichte der Heiligen Drei Königen zurück. Einer Legende nach soll Artaban der ‚Vierte Weise‘ gewesen sein, der sich jedoch zur Ankunft des Christkindes verspätete. Der Grund: Er begegnete auf seinem Weg nach Bethlehem immer wieder Menschen in Not, denen er half.

Link zur MDR Website:

http://www.mdr.de/mdr-figaro/hoerspiel/feature/artabana100.html

4 Comments on “Das Artabana-Krankenkassen-Modell

  1. Wouw! was es alles gibt!
    Aber wie komme ich aus meiner alten Krankenkasse raus, ich habe es versucht, gekündigt und nicht mehr bezahlt.
    8 Monate lang. Dann kam den Anwälten ein Schreiben, dass ich mit Mahngebüren 4500€ zahlen muss und keine Chance habe.
    Ich habe gezahlt. Ich will dieses unmenschliche System aber nicht mehr unterstützen. (Organtransplantationen, Chemo, Brillen für
    kleine Kinder, Zahnregulation, alles nur weil es angeblich nichts kostet?)
    Ich bin gesund, habe die letzten 17 Jahre keinen Cent von der Krankenkasse gebraucht, und bin gezwungen jeden Monat 506,-€ einzuzahlen.

  2. Hallo, Frau Winklhofer, ja, das höre ich oft. Leider gibt es wohl immer weniger legale Wege zum Wechseln. Viele, die ich kenne, haben doppelte Mitgliedschaft,alte KK und Artabana.

  3. Hallo, lese erst jetzt Feb/2022 diesen Post. Vielleicht erreicht das die Schreiberin.
    Ich hatte das gleiche Problem. Bin übers Ausland rausgekommen. Nach Jahren und Rückkehr nach Deutschland keine Chance mehr, wieder in das System einzusteigen mit 68 J., sogar über Berufstätigkeit nicht möglich.
    Es ist armselig für ein so reiches Deutschland, das seine Rentner so behandelt und abstraft. Es wurde mir angeboten, den teuren Beitrag von ca. 600 € zu zahlen bei einer Strafgebühr von ebenfalls ca. 5000€. Ich würde dann Hartz-IV-Empfànger, was vom Staat dann akzeptiert würde, denn er würde den mtl. Beitrag tragen.
    Ich kann inzwischen ein Buch darüber schreiben, vor allem im Hinblick auf den internationalen Vergleich.
    Bei ARTABANA war ich 4 Jahre lang, habe aber schlechte Erfahrungen machen müssen mit teilweise recht schrägen und zu sehr esoterisch ausgerichteten Gestalten darin.
    Naja … ich bin jetzt über das Ausland krankenversichert bei einem immens hohen Selbstbehalt. Gebe gerne mehr Auskunft, wenn gewünscht.

  4. ARTABANA finde ich ein sehr gutes Modell und es kann prima funktionieren. Habe ich in 4jähriger Mitgliedschaft feststellen können. Wenn nur manche der Teilnehmer nicht alle so sehr esoterisch und dominant auftreten würden und meinen, sie alleine haben das Sagen und die Entscheidungsmacht, ohne dass jemand dagegen antritt. Innerhalb eines Jahres war ich die sechste, die die Missstände angesprochen hat und deshalb herausgemobbt wurde.
    Ich wäre sogar bereit, eine ARTABANA-Gruppe selbst neu zu etablieren, aber eben auf sachlicher und gleichberechtigter Basis im Sinne der Statuten von ARTABANA.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert